Das Aufforstungsprojekt

Historie und Hintergründe

1. Teilfläche 1995


(ca. 6 ha)

Im Sommer 1994 informierte mich der Erste Bürgermeister Kilian Hetterich über seinen Plan, einen kürzlich ausgelaufenen Pachtvertrag für eine etwa 6 Hektar große Ackerfläche nicht zu verlängern und stattdessen in Wald umzuwandeln.

Begründung 1: Die Ackerfläche ist bereits von zwei Seiten von Gemeindewald umgeben.

Begründung 2: In den 1960er Jahren wurden durch den Autobahnbau große Teile des ehemaligen Gemeindewaldes von Rieden gerodet und zu Raststätten und Umfahrungen umfunktioniert.

Begründung 3: Der Regionalplan für den Landkreis Würzburg sieht eine Vermehrung der Waldflächen als Entwicklungsziel vor, da die Weinbaugebiete rund um Würzburg einen unterdurchschnittlichen Anteil an bewaldeter Fläche aufweisen.

Das Forstamt bot an, dass das Land Bayern finanzielle Anreize für Aufforstungsprojekte in Form von öffentlichen Zuschüssen in Höhe von etwa 8.000 DM pro Hektar bereitstellen könnte, was die anfallenden Kosten für Materialien nahezu abdecken würde. Der Bauhof der Gemeinde war stets eine unverzichtbare Unterstützung bei allen notwendigen Waldarbeiten im Gemeindewald, einschließlich Holzeinschlag, Pflanzungen, Zaunbau, Kulturpflege und Jagd im Eigenbetrieb. Diese Arbeiten wurden damals vollständig in Eigenregie durchgeführt.

Die überwiegende Mehrheit der angepflanzten Baumarten entsprach den natürlichen Waldgesellschaften des Landkreises Würzburg, darunter Bergahorn, Buche, Esche, Hainbuche, Linde und Spitzahorn. Zum ersten Mal wurden auch wärmeliebende Baumarten wie Esskastanie, Resista-Ulme, Roteiche und Walnuss eingesetzt. Ebenso fanden heimische "Exoten" wie Wildapfel, Wildbirne, Eibe, Elsbeere und Kirsche Verwendung. Außerdem wurden erstmals Nadelbaumarten wie Küstentanne, Lärche und Serbische Fichte gepflanzt, um den gemeindlichen Bedarf an Bauholz, Schmuckreisig und Weihnachtsbäumen zu decken.

Die vom Forstamt erstellten Planungsunterlagen wurden vom Gemeinderat genehmigt, obwohl es vereinzelt Proteste von landwirtschaftlichen Anwohnern gab. Die Größen der Pflanzgruppen der jeweiligen Baumarten wurden auf 50x50 Meter festgelegt, um später in der Mitte ein Rückegassensystem integrieren zu können, das die Brennholznutzung erleichtern würde. Den Hauptbaumarten wurden unterstützende Arten wie Buche, Hainbuche, Linde und Eibe beigefügt, um von Anfang an dichte Mischungen zu erzielen. Allerdings verhinderten starke Mäusepopulationen großenteils das Anwachsen von Rotbuche und Hainbuche. Durch natürliche Verjüngung siedelten sich aus benachbarten Waldbeständen Baumarten wie Aspe, Birke, Feldahorn, Hainbuche und Weide an.

Bei der Aufforstung im Jahr 1995 wurden insgesamt 22 verschiedene Baumarten gepflanzt, wodurch von Anfang an ein vielfältiger Mischwald entstand. Im Laufe der Zeit sind nun auch Absterbeprozesse aufgetreten, die damals nicht vorhersehbar waren, und einige Baumarten, wie Bergahorn und Esche, haben sich zurückentwickelt. Allerdings stellt dies aufgrund der Vielzahl der verwendeten Baumarten kein existenzielles Problem dar.


2. Teilfläche 2011 / 2012


(ca. 3 ha)

Im Sommer 2010 erfuhr ich vom Ersten Bürgermeister Winfried Strobel, dass eine erneute Erstaufforstung bevorstand. Der Bau von jeweils 100 LKW-Stellplätzen in den Rasthöfen Riedener Wald Ost und West würde zum Verlust von bis zu 5 Hektar Rasthofeigenen Wäldern führen. Ersatzaufforstungen mussten daher zwingend durch ein behördliches Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden. Bürgermeister Strobel verhandelte diskret mit den Landwirten, deren Grundstücke an den Gemeindewald angrenzten, um die notwendigen Ankäufe, Landtausch und Verkäufe zu arrangieren.

Das zuständige Forstamt erhielt erst spät Kenntnis von dieser Gelegenheit, die Versuchsflächen im Riedener Wald ein weiteres Mal ausweiten zu können. Bereits seit 2003 war offensichtlich, dass die Sommer immer trockener und heißer wurden. Nach dem Prinzip der Risikoverteilung sollte eine kleinere Erstaufforstung trotz aller Herausforderungen mit verschiedenen Bauhölzern bepflanzt werden, während die Hauptfläche wärmeliebenden Baumarten vorbehalten blieb.

Als erster Schritt wurde im Frühling 2011 im Norden der Waldabteilung Holzspitze im Erbshausener Wald eine 1,5 Hektar große Fläche aufgeforstet, hauptsächlich mit Douglasien- und Lärchenbauholz. In Waldrandnähe wurden viele Wildobstbaumarten gepflanzt, darunter Elsbeere, Felsenbirne, Intermedianuss, Mehlbeere, Mispel, Speierling und Vogelbeere. Erstmals wurde die chinesische Kupferbirke als Klimawandelbaumart getestet, die aus Darmstadt bezogen werden konnte, und der Feldrand wurde durch eine dichte Hecke ergänzt.

Im Dezember 2011 wurde die 3 Hektar große Hauptfläche auf der Riedener Feldflur bepflanzt. Ein breites Spektrum an Klimawandelbaumarten fand dort Platz, darunter Baumhasel, Elsbeere, Esskastanie, Flaumeiche, Gleditschie, Hemlocktanne, Hopfenbuche, Italienischer Ahorn, Japanische Birke, Kirsche, Mehlbeere, Orientbuche, Platane, Sommerlinde, Speierling, Tulpenbaum, Vogelbeere, Weihrauchzeder und Zuckerahorn.

Eine besondere Anpflanzung war die große Vielfalt an Walnussarten, darunter Dachigamnuss, Lolapnuss, Manshinuss, Moselnuss und Rüdesheimer Nuss. Ebenso bemerkenswert war der Vergleichsanbau von vier verschiedenen Schwarznussherkünften aus verschiedenen Rheinauewäldern: Karlshof, Kühkopf-Knoblauchsaue, Steinerwald und der Darmstädter Forstbaumschule. Selten zu sehen ist der vergleichende Anbau von drei verschiedenen Intermedianusstypen aus Frankreich: NG 23, MJ 209 sowie NG 38.

Die Versuchsanordnung besteht heute aus 31 verschiedenen Baumarten, was durch eine baumartenbezogene Gruppengröße von nur noch 30 x 30 Metern ermöglicht wurde.

 

 

3. Teilfläche 2014 / 2015


(1,2 ha)

Inzwischen folgte der Erste Bürgermeister Bernd Schraud dem scheidenden Bürgermeister Strobel, nachdem dieser nach 30 Jahren in verschiedenen kommunalen Ämtern seinen Rücktritt erklärt hatte. Die bisher vertrauensvolle Zusammenarbeit konnte ungehindert fortgesetzt werden, und im Auftrag der Autobahndirektion Nürnberg wurden weitere Ersatzaufforstungen durchgeführt.

Im Jahr 2014 wurden auf einer 0,6 Hektar großen Teilfläche Baumgruppen mit Elsbeere und Weißtanne angelegt, um weiteren Nachschub an Schmuckreisig und Weihnachtsbäumen sicherzustellen. Der Baumschulmarkt konnte 2014 eine große Vielfalt an Nussbäumen bereitstellen, darunter Dachigamnuss, Hickorynuss, Kaukasusnuss, Lolaptalnuss, Majornuss und Manshinuss, die allesamt hervorragend anwuchsen. Um eine klare Trennung der verschiedenen Nussarten zu gewährleisten, wurde jeweils eine trennende Reihe an Feldahorn dazwischen gepflanzt. Außerdem wurde eine Gruppe Schwarznüsse angepflanzt, um in der nächsten Generation Intermedianustypen entstehen zu lassen.

Im Jahr 2015 wurde eine weitere Teilfläche von 0,6 Hektar sowie drei verschiedene Gruppen einheimischer Wildobstarten gesetzt, darunter Mehlbeere, Speierling und Vogelbeere. Zusätzlich wurden drei verschiedene Walnussarten (Dachigamnuss, Lolaptalnuss, Manshinuss) und eine Schwarznussherkunft gepflanzt, um die Möglichkeit der späteren Entstehung von Intermedianustypen zu begünstigen.

Das Anwachsen dieser Pflanzung geriet zur Zitterpartie: Der Frühling 2015 war so trocken, dass die vom Pflanzpflug gezogenen Spalten vor Trockenheit aufsprangen. Die Sonne schien direkt auf die empfindlichen Pflanzenwurzeln und Wurzelhälse. In aller Eile füllte der Bauhof Sand in die Spalten ein und bewässerte die Pflanzen, um ein völliges Austrocknen zu verhindern. Zudem säte ein Bauhofmitarbeiter mit einer Kleegeige niedrig wachsenden Weißklee aus, der im Folgejahr 2016 keimte. Die vom Klee gebildeten Knöllchenbakterien versorgen die Aufforstung von 2015 bis heute mit einem zusätzlichen Wachstumsschub, was im Vergleich zur benachbarten Fläche von 2014 noch immer deutlich sichtbar ist.

 

 

Vielen Dank!


Insgesamt gebührt der Gemeinde Hausen bei Würzburg sowie ihrem Bauhof Dank, da sie unermüdlich an praktischen Verbesserungen, wie etwa einer kleinen Bewässerungsanlage, zum Wohle dieser Probeaufforstungen gearbeitet haben.

Heute gedeihen rund 50 verschiedene gruppenweise angepflanzte Baumartenherkünfte und entlang einer Allee weitere 20 seltene Einzelgehölze, um ein Anschauungsbeispiel für mögliche zukünftige Waldbestände zu bieten.

Die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Weihenstephan (LWF) und die Bayerische Technikerschule für Waldwirtschaft in Lohr nutzen diese Flächen auch für Fortbildungsveranstaltungen.

Der Lehrpfad und die angefertigten Baumartenbeschreibungen erheben keinen wissenschaftlichen Anspruch und keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie basieren vielmehr auf einem fast 40-jährigen Erfahrungswissen aus der forstlichen Beratungstätigkeit in nahe gelegenen Kommunalwäldern und Privatwaldbesitzungen. Er soll zu weiteren Recherchen anregen, den Austausch mit interessierten und ebenso involvierten Waldbesitzern fördern und zu mutigen Experimenten inspirieren.

Erstellt am 1. Mai 2025
Ihr German-Michael Hahn und Winfried Strobel